4’561 km für einen Neuanfang

Es gibt zahlreiche Gründe für eine Flucht aus der Heimat und ebenso vielfältige Fluchtwege. Im Aufnahmeland angekommen, stehen Geflüchtete vor neuen Herausforderungen. Hier erzählen wir die Geschichte von Bereket Hagos (39) aus Eritrea, der in der Schweiz eine neue Heimat gesucht und zum Teil auch gefunden hat.

Bereket Hagos' Integration in die Schweizer Gesellschaft wäre ohne die Unterstützung seiner Arbeitgeberin ISS Schweiz und des Mandats Deloitte kaum denkbar gewesen. Mit ihrer Hilfe fand der Familienvater nicht nur eine Arbeitsstelle, sondern ein Stück weit auch eine neue Familie.

Bereket, du bist aus Eritrea geflüchtet und nach einer langen Reise in die Schweiz gekommen. Wie kam es dazu?

Im Jahr 2015 entschied ich mich zur Flucht in die Schweiz, nachdem mir ein Kollege, der bereits hier lebte, von seinen positiven Erfahrungen berichtete. Alleine und ohne Familie suchte ich hier Schutz und bessere Lebensbedingungen.

Wie war es für dich, in der Schweiz anzukommen und dich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden?

Am Anfang war es sehr schwierig. Ich fühlte mich isoliert und hatte zunächst kaum Kontakt zu Schweizer:innen. Etwa drei Monate habe ich bei der Autonomen Schule Zürich einen Deutschkurs belegt, dann musste ich leider aufhören, weil ich nicht genug Geld für den ÖV hatte. Aber nach Erhalt meiner Bewilligung durfte ich weitere sechs Monate bei der Asyl-Organisation des Kantons Zürich (AOZ) die Sprache lernen. Diese Unterstützung war entscheidend für mich.

Kannst du das genauer beschreiben? Welche Herausforderungen hast du als Flüchtling in der Schweiz erlebt und wie bist du damit umgegangen?

Die grössten Herausforderungen waren und sind bis heute, in der Gesellschaft anzukommen, Freunde zu finden und die Sprache zu lernen. Auch das Heimweh nach meiner Familie, meinen Freunden und Verwandten ist weiterhin sehr stark. Ich habe immer versucht, mich auf meine Ziele zu konzentrieren und mich Schritt für Schritt in die neue Umgebung einzufinden. Dabei halfen mir besonders die Geduld und Offenheit der Menschen, die ich kennenlernen durfte. So konnte ich allmählich Vertrauen aufbauen und mir ein neues soziales Netzwerk aufbauen.

Welche Unterschiede zwischen deiner Heimat Eritrea und der Schweiz sind dir besonders aufgefallen?

Ich geniesse es sehr, in einem sicheren Land zu leben. Besonders beeindruckend finde ich die Pünktlichkeit des öffentlichen Verkehrs – das kenne ich aus meinem Heimatland nicht. Es ist wirklich toll, sich darauf verlassen zu können, dass Busse und Züge immer pünktlich sind. Diese Zuverlässigkeit kennt selbst meine Cousine, die in den USA lebt, nicht. (lacht

Wie hast du beruflich Fuss gefasst?

In Eritrea habe ich in einem Tourismusbüro gearbeitet und als Barkeeper in einem Nachtclub. Diese Tätigkeiten wollte ich hier jedoch nicht fortsetzen. Ich hatte zunächst die Möglichkeit, ein Praktikum in der Pflege, in einem Altersheim, zu machen. Das passte aber leider nicht, obwohl ich gerne mit Menschen arbeite. Beim Schweizer Roten Kreuz fragte ich konkret um Hilfe: «Wie können Sie mir helfen? Ich suche eine Arbeit.» Daraufhin stellten sie mir eine Mentorin zur Seite, mit der ich gemeinsam Bewerbungen schrieb. Mit ihrer Hilfe habe ich letztlich auch den Job bei ISS Schweiz auf dem Mandat Deloitte bekommen.

Wann und wie bist du bei ISS gestartet?

Im Mai 2021 bekam ich die Möglichkeit, einen Tag lang am damaligen Standort in der Enge zu schnuppern. Es gefiel mir sehr gut und ich freute mich, als ich den Job als Handyman angeboten bekam. Nach drei Monaten fragte mich meine damalige Chefin, ob ich die Ausbildung als Unterhaltspraktiker EBA machen möchte. Obwohl ich zunächst unsicher war, ob ich das Niveau und die finanziellen Anforderungen schaffen würde, sagte ich zu. Zum Glück wurden die Ausbildungskosten von ISS Schweiz übernommen und ich stellte schnell fest, dass nur die Sprache eine Herausforderung darstellte. Alles andere klappte gut.

Wie hast du dich gefühlt, als du – aufgrund deiner guten Deutschkenntnisse, deines Fleisses und deiner Pünktlichkeit – die Möglichkeit bekamst, bei ISS eine Lehre zu beginnen?

Ich fühlte mich sehr glücklich und wertgeschätzt. Es war eine grossartige Chance für mich, zunächst die Integrationsvorlehre (INVOL) zu absolvieren, bei der Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene gezielt und praxisorientiert auf eine Berufslehre vorbereitet werden. 2022 begann ich dann meine Ausbildung.

 

Chancen für Geflüchtete am Arbeitsplatz

Ein herausragendes Beispiel ist unser strukturiertes Programm «Integration3», das wir 2018 gemeinsam mit Deloitte entwickelt haben und seither als bedeutende Initiative erfolgreich umsetzen. Es bietet Bildungs-, Beschäftigungs- und unternehmerische Möglichkeiten, ergänzt durch gezielte Sprachkurse sowie soziale und gesellschaftliche Unterstützung. So entwickeln sich die Teilnehmenden schrittweise zu vollwertigen Mitarbeitenden. Ein sicherer Arbeitsplatz ist ein wichtiger Meilenstein für Geflüchtete, um ein neues Leben aufzubauen. Unser Ziel für das kommende Jahr bekräftigt unser unermüdliches Bestreben, unterrepräsentierten Gruppen gleichen Zugang zu Chancen zu ermöglichen.

 

Was waren die grössten Herausforderungen während deiner Ausbildung und wie hast du diese überwunden?

Die einzige Herausforderung war die Sprache. Ansonsten lief alles reibungslos. (lacht) Um meine Sprachkenntnisse zu verbessern, habe ich viel mit meinen Kolleg:innen Deutsch gesprochen. Die Unterstützung durch meine Chefin und Kolleg:innen war dabei sehr hilfreich. Sie hatten viel Geduld und halfen mir, wenn ich etwas nicht verstand. Mit der Zeit wurde mein Deutsch immer besser und ich konnte mich immer sicherer in meinem Arbeitsumfeld bewegen.

Wie hat dich ISS während deiner Lehre unterstützt und gefördert?

ISS hat die Finanzierung meiner Ausbildung übernommen, mir einen Laptop organisiert und die Zugtickets besorgt – und stets an mich geglaubt. Diese Unterstützung war von unschätzbarem Wert für mich.

Welche Pläne und Ziele hast du persönlich und – nach deinem erfolgreichen Abschluss als Unterhaltspraktiker EBA – für deine Zukunft bei ISS?

Beruflich möchte ich gerne weiterhin bei ISS und auf dem Mandat Deloitte bleiben und arbeiten. Ich mache meinen Job sehr gerne, denn kein Tag ist wie der andere. Es ist immer sehr abwechslungsreich und ich weiss nie, was mich am Morgen erwartet, wenn ich zur Arbeit komme. Das gefällt mir sehr. Persönlich suche ich derzeit eine bezahlbare Wohnung, um meine Familie nachholen zu können. Für meine zwei Kinder im Teenageralter, meine Frau und mich ist eine eigene Wohnung von grosser Bedeutung, damit wir gemeinsam ein neues Leben in der Schweiz beginnen und die Jungs hier zur Schule gehen können. In Zürich ist dies jedoch nicht ganz so einfach zu realisieren.

Seit 2023 sind bereits über 354 Geflüchtete bei ISS Schweiz im Einsatz. Darauf sind wir stolz.
— Tanja Aebi, P&C Director
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