Outsourcing beginnt auf einem weissen Blatt Papier

Vom veredelten Hausdienst zur datengetriebenen Management-Disziplin: Facility Management steht vor einer Zeitwende. Jöri Engel erzählt, warum Outsourcing mit einem weissen Blatt Papier startet, wie Nachhaltigkeit bald zum Standard gehört und welche neuen Technologien die Branche in Zukunft transformieren werden.

 

Portrait

Jöri Engel leitet das Corporate Real Estate Management bei Swisscom, das schweizweit rund 1’000 Gebäude mit einer Fläche von über einer Million Quadratmeter betreut. Von der Projektentwicklung, über das Bauprojektmanagement, die An- und Vermietung bis zum Gebäudebetrieb verantwortet der Bereich den gesamten Lebenszyklus der genutzten Liegenschaften.

Wie hat sich das Facility Management in den letzten Jahren verändert?

Die Branche hat sich stark professionalisiert. Heute sprechen wir von Facility Management, nicht mehr nur von Facility Services. Der Fokus liegt auf datenbasierten Prozessen und besserer Zusammenarbeit mit den Managementebenen. Früher ging es oft nur um die Ausführung, jetzt sind auch konzeptionelle und strategische Kompetenzen gefragt. Daher ist es entscheidend, Management-Aufgaben stärker in den Outsourcing-Fokus einzubeziehen.

Und welche Rolle wird das Outsourcing bis 2030 spielen?

In den nächsten Jahren wird der Outsourcing-Grad in Management- Positionen weiter steigen. Früher hat der Auftraggeber die strategischeund konzeptionelle Arbeit selbst übernommen. Heute übergeben Unternehmen diese Aufgaben zunehmend an externe Partner. Dieser Wandel führt dazu, dass FM-Anbieter verstärkt neue Kompetenzen und Profile aufbauen müssen. Zudem ermöglicht ein konsequentes Outsourcing von «Non-Core-Aufgaben» eine noch stärkere Fokussierung auf das Kerngeschäft des Unternehmens.

Wie wichtig sind Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung beim Outsourcing von Facility Management-Dienstleistungen?

ESG ist heute zentral und wird bald genauso selbstverständlich sein wie Reinigung und Hausdienst im Service- Spektrum eines FM-Dienstleisters. Nachhaltigkeit wird zum Pflichtprogramm. Ohne verlässliche Daten ist ESG jedoch undenkbar. Ohne Daten keine valablen Erkenntnisse und ohne diese, keine zielführenden Massnahmen. Es braucht daher umfangreiche Kompetenzen, um diese Daten zu interpretieren und konkrete Massnahmen abzuleiten. Diese drei Elemente müssen konsequent zusammenspielen, sei es durch den Auftraggeber selbst oder durch den Outsourcing- Partner. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre FM-Partner in der Lage sind, ESG-Daten zu sammeln, zu analysieren und daraus wirksame Strategien abzuleiten. Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Trend, sondern ein entscheidender Faktor im FM-Outsourcing.

Welche technologischen Entwicklungen und Trends sehen Sie im Facility Management der nächsten fünf bis zehn Jahre?

Technologie wird nicht nur Prozesse automatisieren, sondern auch die Entscheidungsfindung durch prädiktive Analysen verbessern. Smarte Gebäude, die sich selbst optimieren, und IoT-gestützte Systeme werden die Effizienz und Nachhaltigkeit weiter steigern. KI und Bots werden dabei eine grosse Rolle spielen. Sie übernehmen repetitive Aufgaben und unterstützen bei der Fehlererkennung und Massnahmenumsetzung. Allerdings müssen unsere Daten sauber gepflegt sein, um KI effizient zu nutzen – und da sind wir noch nicht ganz. Ein weiterer Trend sind langfristige Verträge mit Service-Providern. Denn um gemeinsam etwas zu schaffen, braucht es Ausdauer, Verbundenheit und eine echte Partnerschaft.

Nachhaltigkeit ist Pflichtprogramm, nicht Kür.
— Jöri Engel

Welche Herausforderungen und Risiken sollten Unternehmen beim Outsourcing von Facility Management-Dienstleistungen beachten?

Unternehmen müssen vom Outsourcing überzeugt sein und das «Warum» verstehen. Kulturelle Passung ist entscheidend. Ein hoher Outsourcing-Grad kann das Tempo von Innovationen verlangsamen, wenn der Partner nicht über einen hohen Eigenfertigungsgrad verfügt. Wichtig ist auch, dass Auftraggeber über das notwendige Wissen verfügen, um dem Provider immer eine Nasenlänge voraus zu sein.

Welche strategischen Empfehlungen würden Sie Unternehmen geben, die ihr Facility Management auslagern möchten?

Überlegen Sie sich auf einem weissen Blatt Papier, wie die Zukunft aussehen soll. Hinterfragen Sie Ihre Kompetenzen und stellen Sie sicher, dass Sie den skizzierten Plan steuern und überwachen können. Der Kunde sollte die Richtung vorgeben, nicht der Provider und noch weniger der Berater.

Welche Erwartungen haben Sie an einen FM-Partner?

Der kulturelle Wandel muss intern unterstützt werden. Der Provider sollte als Partner auf Augenhöhe gesehen werden, der dem Kunden hilft, gemeinsame Ziele zu erreichen. Ein hoher Eigenfertigungsgrad des Providers ist dabei von Vorteil. Zudem erwarte ich von einem FM-Partner, dass er proaktiv Innovationen einbringt und uns dabei unterstützt, ständig besser zu werden. Die Zusammenarbeit sollte von Vertrauen, Offenheit und einem gemeinsamen Verständnis für Qualität und Service geprägt sein.öri Engel, Head Corporate Real Estate, Management & CEO Swisscom Immobilien AG, bei Swisscom seit 2002

Zurück
Zurück

Ausfallsicherheit als oberstes Kriterium

Weiter
Weiter

Mit ISS Schweiz wird Ihr Gebäude zum Energiesparer