Wenn ein Handicap zur Stärke wird
Anna Valentinova Aleksandrova wurde ohne ihren linken Unterarm geboren. Dank ihrer Zielstrebigkeit hat sie gelernt, alles selbstständig zu erledigen und sich auch im Arbeitsumfeld zu profilieren: Als Reinigungsmitarbeiterin in einer Privatklinik geniesst Anna die Wertschätzung des Kunden und des ISS Teams.
«Was wirklich den Unterschied ausmacht, ist nicht von anderen akzeptiert zu werden, sondern sich selbst zu akzeptieren», sagt Anna Valentinova Aleksandrova. Ihre Lebenseinstellung ist trotz ihres jungen Alters reif und positiv. 1999 wurde Anna in einem kleinen Dorf in Bulgarien in eine Arbeiterfamilie hineingeboren. Besonderheiten? Schwarze Haare, lebhafte Augen... und ein linker Arm, der knapp unter dem Ellbogen endete.
Die Reaktion der Eltern, insbesondere der Mutter, legte den Grundstein für Annas entschlossenen Charakter: «Ich verdanke alles meiner Mutter, denn sie hat nie den Mut verloren und mir nie das Gefühl gegeben, anders zu sein. Gemeinsam haben wir immer nach Möglichkeiten gesucht, wie man jede Aufgabe – vom Schuhebinden bis zum Kochen – auch ohne Unterarm und Hand erledigen kann.» So führt die 25-Jährige heute ein unabhängiges Leben gemeinsam mit ihrem Freund und arbeitet bei ISS als Reinigungsmitarbeiterin.
Der Weg, der Anna ins Tessin führte, war jedoch nicht immer einfach. Als sie zwölf Jahre alt war, zog die Familie nach Italien, in die Nähe von Rom: «Es war eine wirklich schwierige Zeit für mich, auch weil meine Muttersprache kyrillisch ist und die Schreibweise daher anders ist als die italienische.» Anna absolvierte eine Schule für Kosmetiker:innen und begann ihre berufliche Laufbahn zunächst in einem Schönheitssalon, dann in einem Altersheim. Schliesslich zog sie nach Norditalien, mit dem Ziel, im Tessin zu arbeiten und zu leben. Über eine Zeitarbeitsfirma kam Anna vor etwa zwei Jahren zum ersten Mal mit ISS in Kontakt; seit April ist sie offiziell als Reinigungsmitarbeiterin Teil des Teams.
«In der Arbeitswelt bin ich oft auf Menschen gestossen, die an meinen Fähigkeiten gezweifelt haben, und ich musste sicherlich härter arbeiten als andere, um mich zu beweisen. Bei ISS war das anders: Vor allem meine Vorgesetzte glaubte sofort an mich und wollte mich im Team haben», erzählt Anna. Zusammen mit zehn weiteren Kolleginnen ist sie nun hauptsächlich für ein Mandat in einer Privatklinik im Raum Lugano zuständig und reinigt sowohl die Gästezimmer (inklusive Bettenmachen) als auch sensible Bereiche wie die Facharztpraxen und das Labor, in dem die Medikamente hergestellt werden: Hier sind die Hygienestandards besonders wichtig und es wird von Kopf bis Fuss eine spezielle Uniform getragen.
Es mangelt nicht an positiven Rückmeldungen des Kunden für Annas Arbeit. Ihre Gewissenhaftigkeit und die Qualität, mit der sie ihre Aufgaben ausführt, werden respektiert und bewundert. Anna ist bescheiden, aber von Natur aus auch ehrgeizig und so macht sie keinen Hehl daraus, dass sie in Zukunft eine Ausbildung anstrebt, die ihr neue Horizonte in der Arbeitswelt eröffnet. Trotzdem geniesst sie auch das Hier und Jetzt und erzählt: «Wir lachen viel in unserem Team, verstehen uns sehr gut und haben eine Beziehung, die über die Arbeit hinausgeht. Das bedeutet mir sehr viel!»